Wir werden hier in den nächsten Wochen immer mal wieder eine Vorschau auf einzelne Programmbeiträge veröffentlichen. Mit der Lesung am Sonntag Nachmittag fangen wir an:

 

Arno Becker/ Christoph Schrat   - Fast das Leben verpennt

Arno Becker, ehemals Sporttherapeut am Evangelischen Stift, hat früher die Querschnitt-Basketballmannschaft in Koblenz betreut und kümmert sich um Randgruppen. Zunächst waren es aufgrund seines Berufes Menschen mit körperlichen Behinderungen.  In Zusammenarbeit mit einer jungen Frau, die mit 16 Jahren nach Deutschland kam, um ihren Cousin zu heiraten, den sie nicht einmal kannte, ist ein Buchprojekt entstanden. Wie sagte sie so treffend: Ich war noch nie verliebt, nur verheiratet.
Christoph Schrat lernte er nach einer Suchanzeige im MAMPF kennen. Er hatte eine Annonce aufgegeben, um mit einem Obdachlosen ins Gespräch zu kommen. Verlässlichkeit war ihm dabei besonders wichtig und er hat diese Gesprächsrunden auch bezahlt.
Christoph Schrat war 53, obdachlos, erfolglos, arbeitslos. Er hatte die Tiefen des Obdachlosen-Daseins ausgelotet. Meistens suchte er sich nachts einen Unterschlupf in der Nähe des Friedhofs, aber natürlich ist allen Obdachlosen in Koblenz das Schicksal von Gerd Michael Straten noch sehr präsent und die Angst geht auch weiterhin um, eines Tages so wie er zu enden. Glücklicherweise ist Hündin Lillifee immer mit von der Partie und beide passen aufeinander auf.
Christoph Schrat war für seinen Lebenslauf familiär vorbelastet, dem Alkohol, den Drogen und anderen Exzessen galt lange seine Leidenschaft. Mit zwei Frauen hat er vier Kinder, zu denen er noch sporadisch Kontakt hat. Jobs bekam er und schmiss sie wieder hin. Aber irgendwann kam dann doch die Einsicht: Vom Trinken gehen die Sorgen ja nicht weg. Sie sind nur ein paar Stunden unsichtbar, um danach umso klarer hervorzutreten“
Bei der letzten Entgiftung nach einem Selbstmordversuch beschloss er, trocken zu bleiben und hat es auch seitdem geschafft. Mit dem Buchprojekt verbesserte sich auch seine Situation. Mittlerweile hat er eine Wohnung und arbeitet als 1 Euro-Jobber beim Eisenbahnmuseum in Lützel. Eine Arbeit, die sogar Spaß macht.
Arno Becker hat mit Christoph Schrat zusammen seine Geschichte dokumentiert. Herausgekommen ist das Buch "Fast das Leben verpennt – Einblicke in meine Parallelwelt" und eine freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Männern.