Am Montag vor Rosenmontag fand im Refektorium des Kapuzinerklosters in Ehrenbreitstein die zweite öffentliche Veranstaltung des Ortsrings mit Weinprobe statt.

Thema des mit viel Witz dargebrachten, manchmal auch durchaus nachdenklichen Abends war

Kowelenzer Steckelcher en Wein getaucht

Diese Steckelcher wurden von Marlis Weiß vorgestellt, die erstmals Teile ihrer Führung „Hexe, Heilije, Huckeweiwer“ für eine Saaldarbietung umgearbeitet hatte und sie mit weiteren Themen ergänzt hatte und das hat sich gelohnt. Als besonderes Schmankerl hatte sich Johannes Fischer, der Präsident der Großen Koblenzer Karnevalsgesellschaft, bereit erklärt, sie am Keyboard zu begleiten.

Beginnend als Marktfrau auf dem Münzplatz,über die Rheinromantik mit den vielen berühmten Persönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert Koblenz und den Mittelrhein besuchten führt Marlis Weiß ihre Gäste in die Koblenzer Geschichte ein. Ein erster Höhepunkt war das Bänkellied mit den „Rude Buxe“, das von der Verführungskraft der schönen französischen Uniformen auf die Koblenzer Mädchen und von deren Folgen berichtete. Zum Schängel war es da nicht mehr weit und beseelt von den begleitenden Weinen sang der ganze Saal das Schängel-Lied mit.

Nun kennt man in Koblenz den Resche Hennerich oder Spitals Andun und das Pfefferminzje sowieso, Marlis aber machte uns bekannt mit der Fahnelehn. Um diese alte Geschichte wieder ans Tageslicht zu bringen, war sie sehr tief in die alte Literatur eingetaucht und die Teilnehmer dankten es ihr mit frenetischem Applaus nach jeder Darbietung.

Ein weiteres Steckelche widmete sich Alexander Ilgner, einem zurückhaltenden Ehrenbreitsteiner Kaufmann und Liederdichter, der lange in Vergessenheit geraten wäre, gäbe es die Marlis nicht. Schon vor Jahren hatte sie während der Kulturtage an ihn erinnert und nun griff sie das Thema noch einmal auf.

Der langjährige Aufenthalt Wilhelms und Augustas im Koblenzer Schloss und die spätere Entscheidung, dem Kaiser am Zusammenfluss von Rhein und Mosel ein Denkmal zu setzen, war Thema eines Bänkellieds zu Kaiser und Denkmal.

Den Abschluss bildete schließlich eine doch zunächst eher nachdenkliche Erinnerung an die dunklen Zeiten der Inquisition mit ihren Hexenverfolgungen. Aber manchmal – und so auch im letzten Steckelche von Marlis Weiß – ging es gut aus und so konnte man sich getrost den letzten Wein – natürlich aus Winningen – noch zu Gemüte führen.

Die Begeisterung, die sich schon vorher in viel Zwischenapplaus und im gemeinsamen Singen und Schunkeln gezeigt hatte, fand in Standing Ovations für unsere Hobby-Autorin und letztjährige Preisträgerin des Moddersproch-Preises ihren Abschluss. Johannes Fischer sprach dem ganzen Saal aus der Seele, als er sie in die Reihe der Koblenzer Originale mit aufnahm.

Die ausgeschenkten Weine, von Elise Peller ausgesucht und vorgestellt, die jeweils einen Bezug zu den dargebrachten Steckelcher hatten, kamen gut an und so wurde der Ortsring schon zum Abschluss des Abends mit der Frage nach der nächsten Veranstaltung konfrontiert. Wir sind uns einig, auch im nächsten Jahr wieder eine ähnliche Veranstaltung anbieten zu wollen, aber die Latte liegt extrem hoch und dieser Abend wird schwer zu toppen sein.